ZDF-Reportage stellt die Gelsenkirchenerin Anna Didukh vor
Zum Jahrestag des Kriegsausbruches begleitet das Format „37 Grad“ Frauen aus der Ukraine
Das Leben von Anna Didukh ist erfolgreich und gut: Sie hat zwei Studiengänge absolviert, ist Rechtsanwältin und Psychologin, arbeitet als Immobilienmaklerin. Die zweifache Mutter ist eine selbstständige Frau mit selbstbestimmtem Leben – bis am Donnerstag, 24. Februar 2022 ihre ukrainische Heimat von Russland überfallen wird. Schnell entscheidet sie, das Land zu verlassen, geht nach Deutschland und auch bewusst nach Gelsenkirchen. „Weil meine Mutter hier schon einmal war.“ Seither ist die Stadt an der Emscher ihr neuer Lebensraum. Daran, dass diese auch ihre Heimat wird, arbeitet sie jeden Tag. Das ZDF-Reportageformat „37 Grad“ erzählt nun ihre Geschichte.
Die erste schwierige Zeit hat Anna Didukh dabei nicht vergessen: „Meine Mutter war gerade Teile der Familie im Ausland besuchen und ich war mit meinen Kindern ganz alleine und fühlte mich sehr, sehr einsam. Da öffnete im Nachbarhaus das Büro des DRK in Schalke.“ Die junge Frau geht dorthin, trifft auf Menschen, mit denen sie sich verständigen kann. Auf Polnisch. Das kann sie verstehen und sprechen. „Ich habe an diesem Ort gespürt, dass nicht nur ich Hilfe brauche. Auch viele andere Menschen aus der Ukraine.“ Ihnen steht sie fortan zur Seite, dolmetscht zwischen ihnen und den Mitarbeitenden des DRK – und hat eine Aufgabe gefunden, die künftig ihr Leben prägt.
Ihre Zukunft sieht Anna in Gelsenkirchen
„Ich bekomme so viele berührende Geschichten mit, höre von so vielen persönlichen Katastrophen. Deswegen gibt mir diese Arbeit sehr viel. Ich kann helfen und Sinnvolles tun. Für mich ist es, als ginge ich arbeiten. Gut, ohne Lohn. Aber das ist egal. Sozialkapital ist wichtiger als Geld.“ Anna Didukh hat gleich mehrere Herzensprojekte gefunden. Zum einen bildet sie seit knapp drei Jahren mit der Migrationsberaterin Anna Michalska ein Team, dolmetscht, wenn Menschen aus der Ukraine Hilfe suchen. Zum anderen koordiniert sie ein Frauencafé des DRK. Für die AWO moderiert sie ein Selbstverteidigungstraining für Frauen. Und für den Verein „Eltern für Eltern“ hat sie einen Yogakursus ins Leben gerufen für Frauen mit Migrationshintergrund. Weil sie aus eigener Erfahrung weiß, wie schwierig es ist, abzuschalten und zu entspannen, wenn man Schlimmes erlebt hat.
Sie selbst hat die Krise ihrer Flucht aus der Heimat mittlerweile überwunden. Die 36-Jährige lebt heute mit ihrer Mutter, der Oma und der Tante in Gelsenkirchen. „Eine große Frauenfamilie“, sagt sie und lacht. Demnächst, so hofft sie, wird sich vieles für sie zum Guten wenden. Es sieht ganz gut aus, dass endlich ihr Studium der Psychologie in Deutschland anerkannt wird. Weil sie schon so erfolgreich Deutsch gelernt hat und wirklich beachtlich sprechen kann, hat Anna Didukh Chancen, rasch eine Arbeit zu finden – im sozialen Bereich. Durch ihren Einsatz für andere Menschen hat sie sich in der Stadt einen guten Ruf erarbeitet. Gleich mehrere Wohlfahrtsverbände möchten sie gern einstellen. „Ich sehe meine Zukunft in Deutschland. Hier habe ich so viele Möglichkeiten, hier fühle ich mich frei!“